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III: Über den Neumarkter Sattel(St. Michael-Villach).

Kaisersberg. Bald ausser St. Michael liegt links an der Bahn die kleine St. Walburgis-Kirche. Unterhalb dieser Kirche fand am 25. Mai 1809 ein blutiges Gefecht zwischen den österreichischen und französisch-italienischen Truppen statt. Man kann von der Bahn aus das ganze Schlachtfeld übersehen. Wir erreichen bald darauf die Haltestelle Kaisersberg. Gleich an der Bahn links steht das früher Graf Galler‘sche jetzt Baron Mayer‘-sche Schloss Kaisersberg, welches quer an der Ausmündung des Zmölacher Grabens erbaut ist und denselben abschliesst. Der aus dem Graben kommende Bach fliesst unter dem Schlosse durch.

St. Lorenzen. Bald hinter Kaisersberg liegt links der Bahn über der Mur St. Stephan, ehemals Sitz eines k.k. Verwesamtes. Das hier befindliche Gusswerk, das Rohrwerk und ein Zeughammer standen früher im kaiserlichen Besitz und gingen erst in jüngster Zeit in das Eigenthum des Baron Mayer über. Der nächste rechts sichtbare grössere Ort ist Kraubath, in dessen Nähe, in der Gulsen, Eisenerz gebrochen wird. Kraubath wird schon 954 und 960 in den Urkunden als Dorf im Gaue des Grafen Härtung genannt.

Vor St. Lorenzen bei Preg befindet sich eine 94,82 Meter lange Brücke über die Mur. St. Lorenzen selbst ist ein Dorf mit einer bereits 1142 urkundlich vorkommenden Kirche. In dieser Station findet eine starke Bretter- und Holzkohlenverfrachtung, erstere zum Theil durch Flössung, statt. In jüngster Zeit wurde hier ein Säuerling aufgefunden, dessen Verwerthung bereits von einer Privatgesellschaft in die Hände genommen wurde.

Knittelfeld. Von der Station St. Lorenzen ab werden links die Ausläufer der Glein-Alpen, rechts die der Sekauer-Alpen sichtbar. Hinter Lorenzen befindet sich auf einem Höhenabhange Wasserleith, eines der ältesten und berühmtesten Sensengewerke Steiermarks, Eigenthum der Familie Weinmeister, dessen Fabrikate nach Russland und in den Orient versendet werden. Nahe an der Bahn liegt rechts die Ortschaft Marein und Feistritz. Auf einer der Sekauer-Alpen liegt 1896m hoch das Wallfahrtskirchlein „Maria Schnee“.

Vor der Einfahrt in Knittelfeld liegt links der Bahn der Vorort Gobernitz, woselbst die Mur schiffbar wird. Das Schlösschen bei Gobernitz trägt den Namen Ainbach. Sodann passiren wir die schönen Hammerwerke von Sachendorf und fahren in der Station Knittelfeld ein.

Knittelfeld:

Copyright: Elmar Oberegger

Knittelfeld(Gasthöfe: Post, Kroll und Walther) ist eine sehr alte (Hunderte von Römersteinen) Stadt mit 2000 Einwohnern. Die Ringmauern sind bereits verfallen und die Stadtthore mussten abgetragen werden.

Von der Kirche in Knittelfeld geschieht urkundlich schon 860-890 Erwähnung. Das Stadtwappen besteht in drei horizontalen und parallel liegenden Knitteln im rothen Felde. Ueber die Entstehung des Wappens ist man verschiedener Ansicht.

Gegenwärtig treibt Knittelfeld meist Gewerbe und Eisenindustrie, und besitzt gute Schulen und Anstalten. Ungefähr 5 Stunden im Ingeringthale, an dessen Mündung Knittelfeld liegt, aufwärts, am Fusse des schroff abstürzenden Reichhart-Kogels(2408m) liegt der hübsche kleine Ingering-See(1445m) .

Zeltweg. Zwischen Knittelfeld und Zeltweg erreicht das Murthal seine grösste Breite, links an der Bahn befindet sich der Ort Lind und an einem Bergesabhange Grosslobning, ein Besitz des Barons Sessler-Herzinger.

Die ganze Umgebung ist durch Eisenhütten, namentlich durch Sensengewerke belebt. Nahe an der Bahn liegen die kleinen Ortschaften Radlhof, Pausendorf und Unzdorf. Rechts an den Bergesabhängen sieht man das Dorf Rattenberg, dann die Schlösser Flatschach, Schönberg, mit einer über 800 Jahre alten Kirche, Spielberg, im Jahre 1570 vom Edlen von Teufenbach an Stelle eines alten Schlosses erbaut, mit alterthümlichen Waffen und Gemälden.

Zeltweg hat ein mit allen Behelfen und Fortschritten der Neuzeit arbeitendes Eisenwerk, ehemals Eigenthum des Grafen Henkel, jetzt Besitzthum der steierischen Eisenindustriegesellschaft. Zeltweg erzeugt Bleche, Panzerplatten, Schienen, Stangen, Tyres, Träger, Waggon- und Maschinenräder, letztere bis zu den riesigsten Dimensionen, Walzen, Maschinen und Dachstühle, und beschäftigt viele Hunderte von Menschen. Der in seiner Art merkwürdige und bei seiner Aufstellung vielfach angestaunte, kühngewölbte Eisendachstuhl des k.k. Hofoperntheaters in Wien wurde hier verfertigt.

Judenburg. Das Thal, welches wir von Zeltweg weg befahren, heisst das Eichthal. Rechts der Trace steht die neuerbaute Actienbrauerei Farrach, welche ihre ersten Erzeugnisse bei der Wiener Weltausstellung exponirte. An der Strasse in das Pölserthal liegt das kleine Schloss Farrach.

Bald hinter Zeltweg sehen wir rechts der Bahn das mit Gräben, Brücken und Ringmauern versehene aus dem 16. Jahrhundert stammende Schloss Gabelhof, während sich links ein imposanter Höhenzug mit der Gleinalpe, dem Speikogel und der Stubalpe bemerkbar macht.

Die Stadt Judenburg, welche wir jetzt erreichen, im Jahre 69 nach Christi unter dem Namen Montana castra oder Idunum römische Colonie, im Mittelalter ein berühmter Handelsort, zählt gegenwärtig 3400 Einwohner und ist Sitz einer Bezirkshauptmannschaft.

Die Stadt betreibt ausser ausgebreiteten Eisen- und Kupfergewerken auch bedeutenden Kohlenbau. Judenburg bildete im Mittelalter einen Knotenpunkt der italienischen Handelsstrasse, in Folge dessen den Sammelort vieler Juden, welche sich hier ansiedelten und einen eigenen Stadtrichter hatten. Ein in der Christnacht 1312 ausgebrochener Streit zwischen Christen und Juden hatte die vollständige Ausrottung der Juden zur Folge.

Später sank die Stadt in ihrem Handel immer tiefer und ihre Bewohner wandten sich zumeist dem Ackerbaue und nur sehr wenige der Industrie zu. So wurden beispielsweise in den Vierzigerjähren im Hammerwerke zu Judenburg jährlich kaum 900 Ctr. Roheisen verarbeitet, während seit der Eröffnung der Rudolfbahn jährlich an 2,00.000 Ctr. Eisenraffinate zur Ausfuhr gelangen. Ebenso beträgt die Kohlenverfrachtung jährlich ungefähr 400.000 Ctr.(Gasthaus: Hotel Krone.) Die schönste Aussicht von Judenburg geniesst man vom Kalvarienberge.

Von Judenburg führen auch Fahrstrassen westlich über den Hohen-Tauern nach Trieben, südlich über Weisskirchen und Obdach nach Wolfsberg im Lavantthale und südwestlich über den Stubalp-Pass(1563m) nach Köflach.

Thalheim. Ausserhalb Judenburg macht die Bahn, immer dem Laufe der Mur entgegen, gleich dieser eine Biegung gegen Süden, wendet sich dann jeder Richtung des Flusses folgend auffällig gegen Norden und bleibt immer bis nach Unzmarkt am linken Murufer. Das Murthal ist durchgehends reizend und hat auf seiner Strecke allenthalben zahlreiche Ruinen und Schlösser.

Etwas von Thalheim liegt links der Bahn Rothenthurm mit bedeutendem Sensengewerke, dessen Erzeugnisse, wie überhaupt die meisten in Steiermark erzeugten Sensen, grösstentheils nach der Türkei und Bessarabien verführt werden.

Die Station Thalheim hat eine starke Eisen-, Sensen-, Holzkohlen- und Bretterverfrachtung.

St. Georgen. Nahe hinter Thalheim stehen links am Bergesabhange zwei ziemlich mächtige Gebäude, beide im 16. Jahrhundert von Franz Teufenbach erbaut, welche wegen des Besitzes einer incrustirenden Quelle Sauerbrunn genannt werden. Sauerbrunn ist gegenwärtig, nachdem sich eine dort errichtete Curanstalt nicht halten konnte, eine Pfründe für die Armen des Bezirkes Judenburg.

Rechts der Bahn liegt bei St. Georgen die kleine Ortschaft Pichelhofen mit einem dem Baron Arbesser gehörigen Schlosse. Der Ort St. Georgen zählt 500 Einwohner, welche sich vornehmlich mit Eisenindustrie befassen.

Unzmarkt. Auf halbem Wege zwischen St. Georgen und Unzmarkt liegt rechts der Bahn die Gemeinde Scheiben. Bei Unzmarkt übersetzt die Bahn abermals die Mur und schlägt dem Flusse entgegen eine auffallend südliche Richtung ein. Unzmarkt am rechten Ufer der Mur(Gasthof Hirsch) zählt 800 Einwohner und besitzt ein von der Familie Schwarzenberg 1674 gegründetes Spital.

In früherer Zeit soll dieser Ort, wie der Anker im Wappen desselben bezeugt, ein Landungsplatz gewesen sein. Gegenwärtig besitzt Unzmarkt mehrere Eisenhämmer, von denen der dem Bahnhofe zunächst liegende Eigenthum des Fürsten Schwarzenberg ist, und eine Salpetersiederei.

Scheifling. Von Unzmarkt ab steigt die Bahn jäh aufwärts und behält den Charakter einer schwierigen Gebirgsbahn bis zur Wasserscheide in Schauerfeld, und von Schauerfeld thalab bis Friesach. Der „Neumarkter Sattel“ ist erreicht.

Nebst der reichen Scenerie verdient auch die Bahntrace in der genannten Strecke die volle Aufmerksamkeit des Touristen. Indem wir noch mehrere kleine Ortschaften passiren, entwickelt sich das Panorama der Landschaft rechts der Bahn, doch geniesst auch der links Situirte einen Einblick in die Berge und Schluchten. Rechter Hand wird bald darauf die Puxerwand mit dem Puxerloche und die Ruine der interessanten Bergveste Katsch sichtbar.

Nachdem wir eine prachtvolle Thalschlucht durchfahren, begrüssen uns die Eisenwerke von Scheifling und das hinter Scheifling liegende groteske, fünfthürmige Schloss Schrattenberg.

Schauerfeld. Schauerfeld bildet die Wasser-Scheide zwischen der Drau und der Mur, und war hier bis 1521 auch die Landesgrenze zwischen Steiermark und Kärnten. Der Bahnhof hat seinen Namen von dem Felde des Bauernhofes vulgo Schauer, welches die Trace durchschneidet.

Neumarkt. Neumarkt, wahrscheinlich das römische Noreja, wo 113 vor Christi Geb. der Consul Cnejus Pap. Carbo von den Cimbern geschlagen wurde, ist eine äusserst günstig gelegene und rings von Bergen geschützte Gegend mit reichen Nadelholzwäldern, welche ihres milden Climas wegen von Aerzten für Brustkranke zur Sommerfrische empfohlen wird.(Gasthaus Hotel Lindner) Neumarkt ist auch der Mittelpunkt für herrliche Touristen-Partien, für die man im Orte selbst gute Führer haben kann. Gleich ausser Neumarkt liegt der Vorort Marein mit seinem alterthümlichen Pfarrkirchthurme. Hinter Marein liegt rechter Hand Schloss Lina mit einem schönen Teiche.

Von Neumarkt bis Friesach begleitet uns nun der Olsabach, welcher zur Romantik der Klamm, welche wir nun betreten, sehr viel beiträgt. Im starken Gefälle zieht die Bahn durch die romantische „Klamm“, deren groteske Schluchten und Felsen in Verbindung mit dem Olsabache und seinen kleinen Wasserfällen und der unterhalb ziehenden Poststrasse ein fesselndes Panorama liefern. Rechts und links sehen wir üppige Wiesen, und so gelangen wir an der Burgruine Neudegg vorüber ins Bad Einöd.

Einöd, in den alten Urkunden „solitudo prope Friesach“(Einöd bei Friesach) genannt, besitzt für seine bekannten Mineralquellen ein stattliches Badegebäude. Von Einöd ab erweitert und belebt sich das Olsathal mehr und mehr, während wir im starken Gefälle der Grenze zwischen Kärnten und Steiermark, welche ein weisser Obelisk an der Strasse bezeichnet, zueilen.

Linker Hand sehen wir nun auf einem mächtigen Felsen die stattliche Ruine Dürnstein, welche Burg einstens den Eingang in das Olsathal vertheidigte. Von dort ab zieht sich die Strasse zwischen Feldern in weiter Ebene gegen Friesach zu, dessen Befestigungswerke wir linker Hand schon von Weitem sehen, während rechts der Anblick des Metnitzthales das Auge erfreut.

Ruine Dürnstein:

Copyright: Elmar Oberegger

Dieses Thal, dessen Name durch die reiche Viehzucht für den National-Oekonomen einen guten Klang hat, das Mittelgebirge mit seinen üppigen Weiden, die Ortschaften St. Salvator und St. Stefan, Schloss Maierhofen und die sich erweiternde Aussicht gegen die Hochebene des Krappfeldes bilden einen schroffen Gegensatz zu den eben verlassenen pittoresken Naturbildern. Der freundliche Eindruck dieser neuen Landschaft wird belebt durch den Anblick der Stadt Friesach und deren Schlösser und Ruinen. Der „Neumarkter Sattel“ ist bewältigt.

Friesach. Ueber Friesach ging die ehemalige Heeresstrasse und hier befand sich die römische Niederlassung Beliandrum. Friesach, eine alte, noch mit Mauern und Graben umgebene Stadt, von den verfallenen Burgen Geiersburg, Lavant, nebenan das neuere Schloss Lavant, Petersberg, Rothenthurm, und den Trümmern der Probstei Virgilienberg überragt, in malerischer Lage, unfern des Einflusses der Olsa in die Metnitz gelegen, war die mächtigste Stadt des alten Karantanerreiches und zeigt durch ihre Wälle und Gräben von der ehemaligen starken Befestigung.

Friesach:

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Hirt. Wir umfahren Friesach im Halbkreise und wenden uns südlich. Parallel laufen die Metnitz und die Strasse, an denen wir Hammerwerke bemerken. Das Metnitzthal, reich an Wiesen und Viehweiden, ist mit dem nahen Gurkthale in Bezug auf die rege Viehzucht eine der wichtigsten Gegenden Kärntens. Eine halbe Stunde südlich der Station Hirt liegt am Einflüsse der Metnitz in die Gurk Zwischenwässern mit dem Schlosse Pöckstein, welches einen Sommersitz des Bischofes von Gurk bildet. Bemerkenswerth ist auch die Ruine Altpöckstein, welche Veste einstens dem aus der Belagerung von Wien 1529 bekannten Ritter von Gschwind gehörte.

Von Zwischenwässern ab erweitert sich das Gurkthal, wir passiren Metnitz und sehr viele Kirchen und alte Schlösser, während sich linker Hand eine fruchtbare industriereiche Hochebene, das sogenannte Krappfeld, vor uns ausbreitet und die grünen Kuppen der Saualpe sichtbar werden. Südlich erscheint die lange Kette der Karawanken und Sulzbacher Alpen.

Treibach-AIthofen steht wahrscheinlich am Platze des alten Matucajum, an dem die römische Heerstrasse von Virunum nach Juvavia vorbeiführte. Unter dem Stationsgebäude sehen wir das schöne gräflich Egger‘sche Lustschloss Treibach und die grossen Eisenwerke des genannten Grafen. Der Eisenbetrieb datirt sich hier bereits aus dem 16. Jahrhunderte und wurde in letzterer Zeit sehr viel für den Betrieb der Gewerkschaften nach den fortschrittlichen Ideen der Neuzeit gethan.

Links hinter Treibach liegt Schloss und Actienbrauerei Silberegg, welche das sogenannte bestrenommirte Kärntnerische Pilsnerbier erzeugt. Später erblicken wir gleicher Hand das eine weite Aussicht beherrschende Schloss Mannsberg mit den gleichnamigen Ruinen.

Wenn man auf dieser letzten Strecke das Auge manchmal von der nächsten Umgebung abwendend in das Weite schweifen lässt und an geeigneter Stelle gegen Südwest ausblickt, so sieht man über den südlichen Gebirgszügen am fernen Horizont einen grauen Bergcoloss hervorragen, wie einen versteinerten Giganten mit breiten Schultern und grauen Haaren, dessen silberweisser Bart die mächtige Brust bedeckt. Wie ausruhend auf einem hohen Throne schaut der verwitterte Alte gegen Norden her. Es ist der majestätische Triglau oder Terglou, bereits in Krain gelegen.

Launsdorf-Hochosterwitz. Noch steht der Eindruck des Schlosses Mannsberg vor unseren Augen, es eilen einige liebliche Landschaftsbilder an uns vorüber, und siehe, da steht wieder ein malerisches Bild mit seiner auf circa 330 Meter hohem Felsen thronenden wohlerhaltenen Burg Hochosterwitz mitten in der reizendsten Landschaft vor uns.

Hochosterwitz:

Copyright: Elmar Oberegger

Unter den vielen Burgen Kärntens, an denen die Rudolfbahn vorüberführt, ist Hochosterwitz, ober Launsdorf gelegen, diejenige, die den grossartigsten Eindruck auf den Beschauer macht und der anmuthigen Landschaft, über die sie sich auf einem isolirten mächtigen Felsblock thronend erhebt, die grösste Zierde verleiht.

Bei Launsdorf führt eine Brücke über die Gurk, an welche sich der Fahrweg bis an den Fuss der Burg anschliesst. Nebst einem steilen Fussteige führt ein enger Fahrweg durch 14 Wachthäuser und Thürme und auf 3 Brücken über furchtbare Abgründe zu dem Schlosse hinauf. Eine Menge Thürme ragen aus dem Mauergurt hervor, der durch Zugbrücken ununterbrochen terrassenförmig an der Eisenbahnseite bis zum höchsten Gipfel des Steinblockes hinaufreicht und oben mit dem Kirchlein und eigentlichen Burggebäude gekrönt ist.

Glandorf. Hinter Launsdorf schlägt die Bahn anfänglich eine südwestliche Richtung ein und erreicht, sich später gegen Norden wendend, die Station Glandorf, von welcher die Flügelbahn nach Klagenfurt abzweigt.

An den Höhen von Launsdorf gegen Glandorf wurde noch Anfang des 19. Jahrhunderts der Weinbau betrieben, welcher jedoch, wie überhaupt der Weinbau in Kärnten, durch die Einführung der Verzehrungs-Steuer einging.

St. Veit a.d. Glan. Bald ausser Glandorf erreichen wir die ehemalige Haupt- und bis 1519 Residenzstadt der Herzoge von Kärnten: St. Veit, berühmt durch ihre mehr als tausendjährige Geschichte.

St. Veit an der Glan:

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St. Veit hat gegen 1000 Einwohner(Gasthöfe: Stern und Markofer) und liegt am Zusammenflusse der Wimitz und der Glan. Der Hauptplatz hat eine 9 Meter weite Brunnenschale von weissem Marmor, welche am Zollfelde ausgegraben wurde. Das Rathhaus enthält bemerkenswerthe Reliefs.

St. Veit ist die Hauptniederlage des kärntnerischen Roheisens, welches von hier nach Italien geht. Ein interessanter Spaziergang führt uns in einer Viertelstunde von St. Veit in eine romantische Schlucht, zu dem St. Vitusbrunnen.

Wie als stumme Zeichen der glorreichen Vergangenheit St. Veit‘s umgeben die Ruinen von Ritterburgen in einem mächtigen Kranze St. Veit. Mehr als 16 Burgen und Schlösser zieren die beiderseitigen Anhöhen des Glanthales. Mächtig erwecken diese Reste der Vergangenheit nicht nur das Nachsinnen des Touristen über die Wandelbarkeit der Volkseinrichtungen, sondern auch das Interesse des Geschichtefreundes.

Zunächst St. Veit liegen die Kraiger-Schlösser. Man erreicht zuerst Schloss Frauenstein, welches mehr als irgend ein anderes Schloss Kärntens den Charakter seiner ursprünglichen Bauart unverändert behalten hat und dessen innere Einrichtung uns sogar in origineller Weise den Geist und Geschmack des Mittelalters vor Augen führt.

Feistritz. Von St. Veit zieht die Bahn in südwestlicher Richtung durch das freundliche Glanthal dahin. Zur Linken haben wir die nördlichen Abhänge des Ulrichberges mit der kleinen Ortschaft Feistritz und rechts das hochgelegene Pulst, eine Maltheser-Rittercommende, bekannt durch seine schwefelhaltige Quelle (römische Inschrift).

Glanegg. Aus der Station Glanegg fahrend, bemerken wir links den Wallfahrtsort Maria Feicht und rechts die Ortschaft Mauthbrücken und bald darauf an steiler Höhe Schloss Glanegg mit dem alten sagenreichen Reckthurm, bei dessen Belagerung Reinprecht von Glanegg durch Mörderhand fiel.

Neben der Burg liegt rechter Hand das Pfarrdorf Friedlach mit seiner berühmten Sage von dem Schlangenbändiger Friedold, auf dessen Beschwörung alle Schlangen und giftigen Würmer selbst zum brennenden Holzstosse kamen und sich in den Feuertod stürzten, bis die von ihm befürchtete weisse Schlange kam, ihn umringelte und mit sich in die Gluth zog.

Weiter gegen Feldkirchen bemerken wir noch die Ruinen von Dietrichstein, dem Stammschlosse eines berühmten; erst in neuester Zeit erloschenen kärntnerischen Adelsgeschlechtes.

Kurz vor der nächsten Station ist die Wasserscheide gegen den Tiebelbach, welcher im Verhältnisse zu seinem kurzen Laufe die ausgenützteste Wasserkraft Kärntens genannt werden darf und seinem Gebiete einen industriereichen Charakter aufdrückt. Nicht weniger als 104 Eisen- und Stahlwerke, Sensen-, Pfannen-, Nägel- und Drahtfabriken, Schmieden, Sägen, Stampfen und Mühlen werden durch den Tiebelbach betrieben, von denen das grösste Werk Buchscheiden ist, welches der Hüttenberger Union gehört.

Feldkirchen, ein lebhafter schöngebauter Markt mit Eisenwerken, zählt 1340 Einwohner(Gasthaus Rauter). Von Feldkirchen gelangt der Tourist durch das Tiebelbachthal nach Himmelberg, welches nordwestlich von Feldkirchen an den rauschenden Wellen des Tiebelbaches liegt und einem wahren Paradiese an Reiz gleichsieht.

Hinter Himmelberg wird die Tiebel ein Wildbach, der seine krystallhellen Wellen über reinen, lichten Kiesgrund herabtreibt.

Von Feldkirchen ist, dem Touristen auch die Partie durch das Gosauthal in‘s Bad St. Leonhard, welches hoch oben in luftiger Alpenregion liegt und zu dessen Vorzügen milde frische Luft und ein unbezahlbar vorzügliches Quellenwasser gehört, anzurathen.

Von Feldkirchen führt uns die Bahntrace etwas bergab den Tiebelbach entlang dem Ossiacher See zu. Links bemerken wir eine Oeffnung des Thales, in der das Schloss Moosburg liegt, dessen Bautheile theilweise noch aus dem 13. Jahrhunderte stammen. Sehenswerth ist dessen Waffenkammer und das Grabdenkmal Ulrichs von Ernau(1607).

Eine halbe Stunde von Moosburg entfernt liegt Schloss Ranzenegg mit einem schönen, von 12 Säulen getragenen Waffensaal. Weiter rückwärts bemerken wir die Ruinen von Prägrad, der Wiege der mächtigen Paradeiser. Nächst Steindorf trifft die Bahn mit dem östlichen Ende des Ossiacher See‘s zusammen und zieht sich an dessen nördlichem Ufer gegen Ossiach hin.

Am Ossiachersee:

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Die Station Ossiach am Ufer des Ossiacher See‘s gehört zu den reizendst gelegenen Ortschaften Kärntens. Der Ossiacher See liegt 488 m. über dem Meere und ist 10.769m. lang und 1517m. breit und hat eine sehr beträchtliche Tiefe. Bei der Station Ossiach, wo der See am schmälsten ist, fährt man mit einem Nachen an‘s jenseitige Ufer zur ehemaligen Benedictinerabtei Ossiach, die entzückend lieblich dasteht und sich magisch schön in den Fluthen des See‘s spiegelt. Sehenswerth sind die schönen Fresken von Fromüller im Kaisersaale des Stiftsgebäudes.

Freunden der Fischerei melden wir, dass der Ossiacher See sehr fischreich ist. Es kommen dort Lachsforellen, Waller, Hechte, Barsche, Rutten, Karpfen, Schleine, Gresslinge, Bitterlinge, Rothängel, Pfrillen und Neunäugel vor.

In der Nähe der Abtei befindet sich ein Wirthshaus, wo dem Reisenden edle Fisch-Gattungen servirt werden. Ein hochinteressanter Ausflug von dieser Station ist jener in das Thal von Treffen, welches sich am westliehen Ende des Sees gegen Norden öffnet. An den südlichen Abhängen der Gerlitzen liegt Treffen, welche Gegend gewiss zu den schönsten unseres Alpenlandes gerechnet werden kann.

Interessant sind Schloss und Kirche mit ihren Kunstschätzen. Eine Stunde ober Treffen liegt im dichten Walde verborgen der „Heidentempel“, eine senkrechte Felswand von derbem Urkalk, welche 8 Meter hoch 6 Meter breit abgemeisselt ist. Die Felswand hat zwei vorstehende, ebenfalls abgemeisselte Felsen, so dass hiedurch eine künstliche Vertieftrag mit zwei stumpfen Winkeln gebildet erscheint. Am Fusse des Felsens ist ein breiter Sitzplatz ausgehauen und der Boden mit Gesträuch bedeckt.

Während sich rechts der Bahn das anmuthige Treffnerthal erstreckt, erhebt sich links auf einem felsigen Bergvorsprunge die imposante pittoreske Ruine Landskron. Die Bahn beschreibt sodann auf der saftig grünen Mooswiesenfläche einen grossen Bogen und passirt das Dorf St. Ruprecht, die Hammer- und Walzwerke in Seebach und später noch einen tiefen Felseinschnitt.

Weiter nach Süden.