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DIE K.K. ISTRIANER STAATSBAHNEN:

Entstehung, Beschreibung, Bewertung(1893).

 
 
 

Die normalspurig ausgeführten „k.k. Istrianer Staatsbahnen“ befinden sich im Österreichischen Küstenland und umfassen insgesamt 169,341 Kilometer, welche aus den Strecken

a)     Divaca-Pola(122,057 km),

b)    Canfanaro-Rovigno(20,851 km),

c)     Herpelje-Triest(22,685km) incl. Rivabahn und

d)    Triest-S. Andrea-S. Sabba(3,748 km)

bestehen.

Durch Gesetz vom 30. April 1873 wurde die Regierung ermächtigt, für diese Linien eine Staatsgarantie von 43 800 fl. Silber pro Meile zu gewähren, wenn die Bahn als Privatbahn gebaut würde, oder die Erbauung der Bahn auf Staatskosten einzuleiten.

Am 18. Dezember desselben Jahrs erfolgte die Anordnung des Baues der Istrianer Bahnen auf Staatskosten. Die Arbeiten wurden alsbald in Angriff genommen und konnten die Strecken Pola-Divaca und Canfanaro-Rovigno am 20. September 1876 eröffnet werden. Wegen der Betriebführung wurde unterm 16. August 1876 ein Betriebsvertrag mit der Südbahngesellschaft abgeschlossen, welcher am 25. November 1879 teilweise abgeändert wurde.

Mit Errichtung der Direktion für Staatseisenbahnbetrieb ging mit 1. Januar 1883 der Betrieb der Istrianer Bahnen an die Staatsverwaltung, bezw. an die genannte Direktion über.

Mit Gesetz vom 1. Juni 1883 wurde der Bau der Eisenbahn von Herpelje nach Triest angeordnet.

Die am 5. Juli 1887 eröffnete Linie Herpelje-Triest wurde zwar als Lokalbahn ausgeführt, hat aber eine weitaus größere als örtliche Bedeutung, da sie im Zusammenhang mit der vertragsmäßig in Mitbenutzung genommenen Südbahnstrecke Laibach-Divaca die Verbindung zwischen dem ersten Hafen Österreichs und dem staatlichen Eisenbahnnetz vermittelt, sonach dem Triester Platz eine neue wichtige Verkehrsstraße erschließt. Zur Linie Herpelje-Triest gehört auch die sogenannte Rivabahn, welche vom Bahnhof S. Andrea zum Hafengleis führt.

Am 23. Juli 1889 wurde die auf Rechnung der k. k. Seebehörde durchgeführte Schleppbahn von der Station Triest-S. Andrea zum Petroleumhafen in S. Sabba eröffnet.

Die Hauptlinie der Istrianerbahn zweigt vom Bahnhof Divaca der Südbahn ab, übersetzt die Wasserscheide bei Rodig(dem höchsten Punkt der Bahn, 539m über dem Meer) und erreicht die auf öder Karstebene liegende Station Herpelje-Kozina, von welcher aus die Flügelbahn nach Triest-S. Andrea abzweigt.

Die besprochene Linie überschreitet die Hochfläche von Rakitovic, führt im steten Gefälle zur östlichen Lehne des Quietothals an steilen Hängen und Felsstürzen vorüber, überschreitet die Wasserscheide zwischen dem Quieto und der Foiba und folgt dem Lauf der letzteren bis Pisino.

Von da gelangt die Bahn durch einen tiefen Felseinschnitt auf das südliche Kreidekalkgebiet und führt auf demselben, sich stetig senkend, über Canfanaro ans Meer nach Pola. Die Flügelbahn nach Rovigno hat denselben Charakter wie der letzterwähnte Teil der Hauptlinie.

Der Bau der Istrianer Bahnen war wegen der geologischen Beschaffenheit des Bodens, wegen der wechselnden Gestaltung des Geländes und der Wasserarmut des ganzen Lands sehr erschwert.

Die Trinkwasserversorgung erforderte die Anlage von Cisternen in fast allen Stationen und bei sämtlichen Wächterhäusern. Zur Speisung der Wasserstationen mußten in vier Stationen Sammelbecken an Wildbächen am tiefsten Punkt der Thalsohle angelegt werden, in welchen die Tagwasser gesammelt, gereinigt und mittels Druckleitungen von 2 bis 10 km Länge in die Wasserstationen gehoben werden. Die Zahl der Kunstbauten ist eine verhältnismäßig geringe.

Wegen der wechselnden großen Gefälle und Steigungen und der häufigen Anwendung des kleinsten Krümmungshalbmessers(auf der Hauptlinie, sowie auf der südlichen Flügelbahn ist die größte Steigung 1:50 und der kleinste Krümmungshalbmesser 250m, auf der Flügelbahn nach Triest die größte Steigung in der Geraden 1:30,5 und der kleinste Krümmungshalbmesser 180m) ist der Betrieb schwierig und die Bahn nicht genügend leistungsfähig.

 

Anschauungsmaterial:

 

Die Pula-Bahn:

Copyright: Elmar Oberegger

 

Triest: Rivabahn/Hrpeljebahn, Schleppbahn nach S.Sabba und private Südbahn.

Copyright: Elmar Oberegger

 

Gesamte Hrpelje-Bahn mit Rivabahn:

Copyright: Elmar Oberegger

 

Die große Staatsbahnverbindung Wien/Prag-Divaca-Hrpelje-Triest:

Copyright: Elmar Oberegger

 

Text nach: Art. „Istrianer Bahn“. In: Enzyklopädie des gesamten Eisenbahnwesens. Hrsg. v. V.Röll. –Wien 1890 ff.(Bearbeitung: E.Oberegger)

 

Copyright: Jgnaz Konta 1893.