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„A STEIRERMADL MÖCHT‘ I HOBN‘!“

Über das traurige Ende eines „Nerv-Töters“.

 

„Hoher oberösterreischischer Beamter spurlos verschwunden –

Die Spur führt nach Mexiko“

(Upper Austrian Observer d.J.)

 

Herr Konsulent Dr.Dr.(FH) KREUZER Johann wohnte einst in der von seiner Großmutter übernommenen Großwohnung in der Linzer „Kaiser-Gasse“ und las – wie die Großmutter – zeitlebens nur STIFTER und auch GOETHE. Wie seine Großmutter war auch er froh, als DIE LINZER OPER endlich eröffnet wurde, wo man dann alle diese DEUTSCHEN OPERN in BESTEM LINZER DEUTSCH genießen konnte und „I geh‘ mit der Oma in die Oper“ wurde zu einem Wortspiel, welches niemandem erspart blieb, welcher zu diesen beiden Kontakt pflegte. Doch leider starb die Oma schon relativ kurz nach Eröffnung der Oper und vermachte ihrem Enkel Johann die obgenannte Großwohnung in der „Kaiser-Gasse“, in welche dieser sofort einzog.

Er war – nachdem er in Abendkursen ALLES(!) nachgeholt hatte, und dann auf der „OBERÖSTERREICHISCH-TSCHECHISCHEN EUROPA-FACHHOCHSCHULE WEIGETSCHLAG“ zwei Dr.-Titel erworben hatte(beide Arbeiten handelten von der literarisch-geistigen Größe Stifters im globalen Vergleich) - ein gemachter Mann und ging somit sofort in den Landesdienst, wo ihm dann schon nach kurzer Zeit der Titel „KONSULENT FÜR OBERÖSTERREICHISCHE GESCHICHTS- UND KULTURBELANGE“ verliehen wurde.

Allein mit den Frauen tat er sich schon immer schwer: Es war ihm völlig unmöglich, diesen komplizierten Degenkampf zwischen Mann und Frau zu führen. Auch mit Verwundungen und Niederlagen konnte er nicht umgehen. Überhaupt sahen die Frauen in ihm immer einen Tölpel mit einer Keule in der Hand, während sie ja dem eleganten Florett verpflichtet sind und grundsätzlich bemerkenswerte, zweideutige Aussagen lieben, geht es um die Liebe.

Und da er genügend Geldmittel hatte, besuchte er das Bordell, wo zu dieser Zeit vor allem Rumäninnen und Ukrainerinnen tätig waren. Schön zwar, aber des Deutschen kaum mächtig, was ihn, dem Verehrer von Stifter, Goethe und Deutschen Opern schließlich an den Rand der Verzweiflung trieb und er schließlich ein „Bellendes Steirer-Madl“ wollte, deshalb, weil er diesen Dialekt liebte, seit er als Kind mit der Oma zum ersten Mal bei Hieflau auf Sommerfrische war.

Von einem zufällig kennengelernten betrunkenen Steirer erfuhr er sodann in einem Linzer Bierhaus im Zuge eines „Gesprächs unter Männern“ davon, dass in Bruck an der Mur ein Lokal namens „Brucker Freiheit“ – im Volksmund „Nutten-Glöckerl“ genannt - existiere, mit einem hochintelligenten und hochgebildeten Geschäftsführer, und dieser könne seine heiße Sehnsucht mit Sicherheit stillen.

In statistischer Hinsicht gab der betrunkene Steirer - Absolvent der Leobener Montan-Universität, und damit in seiner gesamten Denk-Struktur „Der Zahl“ in höchstem Maße verhaftet - allerdings zu bedenken:

In Ostriki würden insgesamt nur noch 3% der weiblichen Eingeborenen Prostituierte sein, 3,7% seien es in der Steiermark. Ja, es handle sich hier also um „Echte Mangelware“. Die Sache, sich eine eingeborene, steiermärkische Prostituierte zu angeln, sei zwar in der Tat schwierig, aber – besonders „Mit Beziehungen“(!) – nicht komplett aussichtslos.

Bald darauf saß Kreuzer schon im IC „Johannes Kepler“ und glitt über das schöne, grüne Kremstal zum Tor der Rocky Mountains(bei Klaus) hinab, beim Halt in Kremsmünster immer aufs Stift hinaufschauend und daran denkend, dass hier in den letzten Tagen des Krieges TISO VON BRATISLAVA - der Verbündete Hitlers also – residiert hat.

Und schön war dann die Fahrt durchs Gebirge, dann das Paltental, und nach der großen und bedeutenden Montan-Stadt Leoben rollte der Zug in Bruck an der Mur ein.

Er begab sich umgehend zum Lokal, welches sich inmitten der City befand, und trat ein: Dichter Zigarettenrauch und dann  waren sie da schon wieder, diese ganzen Anamarias, Marieanas, Snjezankas usf., leicht angesoffen in ihren jeweiligen Puff-Uniformen. Keine Deutschkenntnisse, nur:

„Hello Man, FICKEN oder BLASEN“? „Ficken mit Gummi billiger, als ohne Gummi, you know Man“? –

Gerade diese üble, menschenunwürdige, jedem Menschen mit Herz total widerstrebende Atmosphäre hatte DDr. Kreuzer ja schon aus Linz gekannt. Doch das sei eben so, hatte er sich in Linz schon immer gedacht. „You can’t make an Omelette, without breaking an Egg“, hatte er sich in Linz schon immer gedacht. „Zerschlagene Existenzen“, hatte er sich in Linz schon immer gedacht. „Der Mensch wird als Mensch zerbrochen, sein Inhalt sodann aufgegessen. Mensch = Ware = Nummer“, hatte er sich in Linz schon immer gedacht.

Aber sein innerer Trieb war eben sein Führer. Und Führer gehen bekanntlich immer über Leichen.

Dem glatzköpfigen - wohl 2 Meter großen und wohl 200 Kilogramm schweren – Barmann sagte er dann, dass er den Geschäftsführer sprechen wolle. „Wiesou“?, fragte der Barmann und nach einigem Gerede, zeigte DDr. Kreuzer einen Ausweis, und sagte, er sei „Beamter“.

„Koummans‘ mit“, hieß es plötzlich. „Da Chef is‘ do hintn‘“.

Und da saß er, der sich „Dr. Speedy“ nannte und auch so angesprochen werden wollte, denn er hatte im Gefängnis einst „summa cum laude“ maturiert und dann ein paar Semester Jus studiert. Da er nie einen Abschluss machte, gab er sich den Doktorentitel eben selbst.

Es würde nun aber viel zu weit führen, würde man dem geneigten Leser erzählen, woher DDr. Kreuzer das alles wusste. Die Quelle jedenfalls war inoffiziell. Auch war bekannt geworden, dass er in Innsbruck-Reichenau geboren und aufgewachsen sei, dann nach Wien ging, den dortigen Dialekt rudimentär erlernte, und dann sofort kriminell wurde. Da er dann gemeinsam mit Wienern in der selben Zelle saß, waren die letzten Reste seines Tiroler Slangs bald völlig weggeschliffen. Auch die Behandlung der Frage, warum und wie Dr. Speedy nach Bruck an der Mur kam, und dann zu seinem Lokal kam, wäre ausschweifend und würde den geneigten Leser höchstens belasten.

Dr. Speedy saß nun also da, mit wildem Bart a la Lemmy Kilmister und längeren Haaren, grimmig der Blick, nackt der durchtrainierte Oberkörper und mit Tattoos übersät, vor ihm die feinsäuberlich in Einzelteile zerlegte Pistole und ein solches Einzelteil hielt er gerade in Händen und polierte es liebevoll mit einem Tuch.

So äußerte DDr. Kreuzer seinen Wunsch, und Dr. Speedy sagte, er könne ihm sowas besorgen, aber das koste eine Kleinigkeit. Eine Woche benötige er für die Erledigung der Sache, sagte er in seinem Wiener Slang kühl, und begann die vor ihm liegenden – nun sauberen – Einzelteile wieder zu einer Pistole zusammenzufügen.

DDr. Kreuzer – so war er eben – wollte eine Telefonnummer, welche ihn direkt mit Dr. Speedy verbinden hätte sollen, doch Dr. Speedy sagte mit erhobenem Zeigefinger und grimmiger Stimme:

„A Wochn‘ hob‘ I g’sogt, Oida. Kloa? Ab jetzt. In ana Wochn‘ daunn wieda do“. Und es machte „KLACK“ und die Pistole war fertig zusammengebaut.

So fuhr DDr. Kreuzer mit dem IC „Anton Bruckner“ nach Linz zurück, um sodann in exakt einer Woche mit dem IC „Johannes Kepler“ wieder nach Bruck an der Mur hinunterzufahren.

Und er trat ins Lokal ein, wurde schweigend zu Dr. Speedy hinübergeführt, neben dem eine wunderschöne Frau stand, „HERB-SCHÖN-STEIRISCH mit BLAUEN AUGEN“, wie man so sagt.

DDr. Kreuzer konnte sich nicht zurückhalten, und sagte: „Na, Du wunderschönes Steirermadl, wo kommst‘ denn her“. „Guten Tag“, sagte sie und richtete ihren Blick hinüber zu Dr. Speedy und sagte leise: „Wokummsea“? Und dann lächelte sie.

DDr. Kreuzer sah sich betrogen und wies Dr. Speedy darauf hin, dass ihm ein „STEIRER-MADL“(!) versprochen worden sei. Offenbar sei das aber eine Slawin oder sonstwas. Keine „DEUTSCHE“ jedenfalls.

Da wies Dr. Speedy mit juristischem Tonfall darauf hin, dass das sehr wohl ein „STEIRER-MADL“ sei, und sie komme aus CILLI und sie heiße TRUNK, Ljubica.

DDr. Kreuzer wollte wissen, wo das liege und so stellte Dr. Speedy mit juristischem Tonfall klar, dass er ja nicht gesagt habe, woher genau(!) aus der „STEIERMARK“ das Madl denn geholt werden solle.

DDr. Kreuzer schaute ziemlich verdutzt, und Dr. Speedy pfiff seinem Assistenten, welcher sofort eine alte k.k.-Karte in den Raum brachte, und am Tisch auflegte. Dr. Speedy stellte sodann mit lauter Stimme in den Raum, dass er neben seinem Jus-Studium auch „Geschichte“ studiert hatte, und somit sich in der Geschichte auskenne, ganz offenbar im Gegensatz zu seinem Auftraggeber. Es bleibt allerdings völlig unklar, ob Dr. Speedy hier wirklich die Wahrheit gesagt hat.

Anhand der vorliegenden Karte erklärte Dr. Speedy mit geradezu professoraler Stimme zunächst, dass die „STEIERMARK“ einst bis hinunter zur Save gereicht habe und Cilli – freilich weniger als Marburg an der Drau – einst ein „Zentrum des Deutschtums“ gewesen sei.

Dann sei die Steiermark aber eben nach dem Ersten Weltkrieg geteilt worden, wofür er – Dr. Speedy - ja nichts könne. Der Nordteil zu Ostriki, der Südteil zu Jugoslawien und seit der Abspaltung von Slowenien sei dieses Gebiet eben slowenisch, und dieses werde schon seit ewigen Zeiten immerhin „STAJERSKA“ genannt, was ja fast schon „deutsch“ klinge.

Und plötzlich wurde noch eine Karte vorgelegt, auf welcher die nationale Bevölkerungsverteilung vor 1914 dargestellt war. „Violett is‘ deitsch, kloa, do schau‘ her“!

Die Grundsubstanz der Dr. Speedyschen Karten:

Dann verwies Dr. Speedy noch darauf, dass am Grazer Stadtbrunnen immerhin bis heute eine Flussgöttin namens „SANN“ dargestellt sei. Das sei die heutige „SAVINJA“. Auch die „DRAU“ sei dort vorhanden, welche die heutige Steiermark gar nicht mehr durchfließe, die alte Steiermark aber durchfloss. „DRAVA“ werde sie von den Slowenen genannt. Also daran würde man ja klar sehen, dass die STEIERMARK in der DEUTSCHEN STEIERMARK noch immer als „GESAMT-STEIERMARK“ gedacht werde. Und dann zitierte er noch aus der STEIRERHYMNE, wo das ja auch sehr deutlich herauskomme, denn dort heiße es bekanntlich:

„Hoch vom Dachstein an, wo der Aar noch haust, bis zum Wendenland am Bett der Sau/

Und vom Alptal an, das die Mürz durchbraust, bis ins Rebenland im Tal der Drau…“.

„Klar“? „AAR“ bedeute „ADLER“, „WENDENLAND“ bedeute Slowenenland, „SAU“ sei der alte deutsche Name für „SAVE“, sagte Dr. Speedy mit ungut-belehrender Stimme.

Und dann wies er noch darauf hin, dass sie TRUNK heiße, was ja immerhin ein DEUTSCHER NAME sei, und trank bei seinem Bier. Diese Ljubica lächelte immerzu.

DDr. Kreuzer schaute verdutzt, und fragte, was ihm das jetzt nütze. „Lern‘ ihr hoit Deitsch, Du depperter Trottl‘“, sagte Dr. Speedy plötzlich mit lautem und grimmigem Ton. „Zoin‘ muasst jedenfois, kloa? Weil I hob‘ g’liefert, kloa? I hob mein‘ Part erledigt, kloa? Und waunnst‘ net zoist, daunn kumm‘ I mit meine Belgrader bei dir auf an‘ Kaffee vorbei, und glaub‘ ma’s, des san‘ so witzige Buam, do hot si‘ scho so mauncha tot-g’locht. De Kaisergossn‘ kennama-eh“! Und DDr. Kreuzer zuckte zusammen, da er gegenüber Dr. Speedy nie seine Adresse bekanntgegeben hatte.

DDr. Kreuzer fragte, wo denn DIESE DEUTSCHEN auf der Karte da heute seien. „In Buxtehude vielleicht“, sagte Dr. Speedy, „jedenfois‘ san’s noch‘ 1945 vertrieben worden. Do‘ kaunn‘ I oba a nix da-fia“!

DDr. Kreuzer bat sich dennoch eine exakte Woche(!) Bedenkzeit aus und fuhr mit dem IC „Anton Bruckner“ heim. Schon kurz nach seiner Ankunft telefonierte er mit Mag. Borac, einem Slawisten aus Leopoldsschlag, welcher an der Linzer Universität ins Projekt „Deutsch für Ausländer“ involviert war, und bat ihn, das nächste Mal mit hinunter nach Bruck zu kommen. Dieser sagte sofort zu, denn man lasse sich ja von solchem Zuhälter-Geschmeiß keinen Bären aufbinden. Überhaupt wies Mag. Borac den DDr. Kreuzer noch im Zuge dieses Telefonats darauf hin, dass CILLI heute „CELJE“ heiße und MARBURG AN DER DRAU heute „MARIBOR“ heiße.

So fuhren schließlich beide – also Kreuzer und Borac – mit dem IC „Johannes Kepler“ nach Bruck hinunter und dort kam es wieder zur Gegenüberstellung, bei der Mag. Borac plötzlich auf den Tisch schlug und „TACHELES“ reden wollte. Sein Verdacht sei, dass das so eine UKRAINERIN sei, und er sprach sie – mit Polizei drohend – in perfektem UKRAINISCH an. So stellte sich heraus, dass sie in der Tat UKRAINERIN sei, aus Sewastopol stamme und „LUDMILLA ROSTOWSKA“ hieß.

So zog Dr. Speedy seine Pistole, zielte – das Wort „Bagasch“ hasserfüllt aussprechend - zwischen die Augen des danebenstehenden DDr. Kreuzer und drückte ab. Zu seinem Mitarbeiter sagte er nur: „Abwicklung wie immer“, und zwar interessanterweise in bestem Hochdeutsch. Alles erinnerte irgendwie an einen Spielfilm.

So wurde die Leiche von DDr. Kreuzer bei Pernegg in der Mur versenkt.

Hinzufügen möchte ich als ehrenwerter Geschichtsschreiber noch, dass damals auch Mag. Borac erschossen wurde und dessen Leiche schließlich gemeinsam mit jener des DDr. Kreuzer bei Pernegg in der Mur versenkt wurde.