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THE “EVIL GHOST-RIDER” OF NEW MEXICO

 

„Die Rache ist MEIN …

Spricht der Herr“.

(Röm. 12, 19)

 

 

Sehr heiß brannte schon morgens die Sonne vom Himmel herab, und der Wind war wieder einmal derjenige, der dem an sich still schlummernden Sand die Kraft verschaffte, die Szenerie einzutrüben und am Ende zu beherrschen.

Noch vor dem endgültigen Ende der „Großen Glorieta-Schlacht“(1862) fiel Lt. Williams damals in die Schlinge eines subalternen Master-Sergeants aus Penna mit dummem Blick, aber bester Haltung, beim Vorgang im Fort Otto/New Mexico.

„Eine Unterstellung“ war sein offizieller Todesgrund, nicht „Schuld“.

Williams sagte unmittelbar vor der Hinrichtung, den Blick scharf zum Penna gerichtet:

„I am not guilty, so I don’t will die. When I die now, I will not be dead and will come back. Believe in this forever, dirty Shithead”.

Ich – ein ehrenwerter Kubaner – werde mich der Sache nun widmen, und zwar in gesamtem Ausmaß. Einiges wurde mir nicht klar, die wesentlichen Dinge aber schon. Dinge, die mir nicht klar wurden, werde ich klar ausweisen, als Kubaner und Wissenschaftler.

So erzähle ich nun die Geschichte vom „Ghost-Rider of New Mexico“, sie ist ein Teil meiner Habilitation in Havanna. Festgehalten habe ich hierzu bereits:

„Ich, der ich also die Quellen zum Fall genauestens kenne, erzähle euch nun diese tragische Geschichte vom Ghostrider von New Mexico, welcher immer als böse bezeichnet wurde, weil immer nur die Mächtigen das letzte Wort hatten“.

Ich als Ehrlicher Kubaner aber sage nun die Echte Wahrheit an Euch. Und was euch als nicht glaubwürdig erscheinen mag, das bin ich bereit zu beeiden. Als so wichtig erscheint mir die Sache.

John Claudius Williams war schon immer ein komischer Charakter, er war „Südstaaten-Dissident“, also gegen die Sklaverei, als es dann gegen New Mexico ging. Die Uniform hielt diesen komischen Menschen quasi im Zaum. Er war immer ein sehr guter Schütze und fürchtete den Feind nie. Seinen Zug hatte er immer unter bester Kontrolle.

Und schon während des Marsches gegen New Mexiko wurde er verdächtigt, eine sexuelle Beziehung zur Tochter des verwitweten Oberst Warner zu haben, welche dieser immer mitnahm, wenn es in den Krieg ging. Ihr Name war Mia. Sie war ihm heilig. Sie hatte einen eigenen Wagen und dort war alles, was die verstorbene Mutter zurückgelassen hatte. Williams kannte sie nicht, denn sie lebte im Wagen immer in größter Zurückgezogenheit.

Williams klopfte dann eines Tages den Staub von seiner Uniform, bevor er an Mias Tür klopfte, weil er etwas „klarstellen“ wollte. So war er eben.

„Yes or No, MyLady“? Ihr sodann mit sanftem Blick und einladenden Gesten immer und immer wiederholtes „Nein“ ging dann – rein moralisch – zu Lasten ihres Vaters aus.

Und was dann sich ereignete, wurde späterhin als „Wunder“ bezeichnet, eher im Sinne „Himmel auf Erden“, denn als „Verbrechen“. Aber der „Verbrecher“ war am Ende er, nicht sie, die sie sich in ihrer performativ-unschuldigen Lust hin- und herwandte und dann auch zum „High Point“ gekommen sein soll. So jedenfalls der schriftlich überlieferte Bericht des Militärpfarrers der Konföderierten vor Ort. Dieser Bericht brachte Williams denn auch an den Galgen.

Williams bat sich aus, als tadelloser Leutnant ohne Gesichtsbedeckung aufgehängt zu werden, und er hasste Warner mit seinen ganzen Vorhaltungen. Schon im Kerker soll er ihm quasi hypnotisch mitgeteilt haben, dass er aufgrund dessen niemals das Todesurteil verdient habe, und auch sonst sei ja alles haltlos. Und er teilte ihm mit, dass er nie sterben werde, aufgrund dessen. Warner antwortete nicht.

Am Tag der Hinrichtung war Mia sehr schwierig – wie den Quellen zu entnehmen ist – und trat trotz der schon im Gesicht klar erkennbaren Spuren der Misshandlung durch den Vater beim Vorgang auf. Und dann kam Williams und folgte eben dem, was ihm die Natur vorgab: Die Augen hüpften ihm heraus, die herausgestreckte Zunge, das unvermeidliche Geräusch eben bei so einer Hinrichtung. Mia blieb ruhig. Aus einer Niederschrift des Militärpfarrers der Konföderierten ist zu entnehmen, dass sie fortan sehr gelassen sich zeigte.

Eigenartig ist nun, dass Williams noch vor seiner Hinrichtung den – mir hier und heute umfassend vorliegenden und in Alt-Latein abgefassten – „Vertrag von Tupumcari“ unterschreiben konnte, wo er sich mit einem Deutsch-Franzosen aus dem Elsass, nämlich „Gustave Ott“(= in der lat. Originalquelle abgekürzt „G.OTT“) daraufhin verständigte, dass er sich mit Brown, Savonarola, Fra Dolcino, Rienzo und allen anderen geistlich verbünden werde, welche nie wirklich starben, sondern bis heute leben. Diese Quelle ist für den vorliegenden Zusammenhang einzigartig, vielleicht sogar einzigartig für die „Gesamte Geschichtswissenschaft der Welt“.

Interessanterweise ermahnte Williams dann diesen Elsässer G.Ott dann auch – diese Passage wurde schriftlich festgehalten und liegt nun vor mir – ihm Rache zu gestatten.

Williams war ja – das geht aus den mir vorliegenden militärischen Quellen hervor – schon immer ein schlampiger Typ, welcher z.B. Verträge nicht so ganz ernst nahm. So kam es auch, dass er als Feind der Sklaverei als Leutnant in die Reihen der Konföderierten ging oder auch kam.

Sie haben ihn immer in der Schlacht ganz vorne aufgestellt, sodass er fallen würde. Doch er ließ sich zum rechten Moment immer selber fallen, und so überlebte er immer, umgeben von Toten oder jammernden Schwerverletzten, und die Geschosse flogen nur so über ihn hinweg. Ob nun Tag war, oder Nacht.  

„Soldaten denken nicht, gerade gute Soldaten nicht, Soldaten können also nicht richtig schiessen“, soll er beim Offiziers-Umtrunk immer gesagt haben. „Die Sniper sind sehr gefährlich, und natürlich die Henker“, soll er dort auch immer gesagt haben.

Auch Verträge nahm Williams nie so genau, ja, ein normaler Mensch hätte sich mit Mia ja nie eingelassen.

Und so findet man im obgenannten Vertrag die in einer unscheinbaren Anmerkung festgehaltene Bestimmung, dass G.Ott – dessen Natur oder Herkunft Williams offenbar nie hinterfragt hatte – das Recht besitze, ihn wieder ins Leben zu setzen.

Als Williams in der staubigen Erde New Mexicos begraben wurde, blieb Mia starr, als sie ihr Vater am Arm fasste.

Nach diesem üblen Krieg und seinen ganzen Erscheinungen wurde alles wieder ruhiger. Warner bezog mit seiner schwierigen Tochter ein Haus.

Und „Tock, Tock, Tock“ machte es an ihrem Fenster einst in der Nacht, und sie huschte mit einem Lächeln hin. Williams aber war ganz ohne Gestalt, allein seine Stimme war hörbar und er lud sie zu einer „Höheren Reise“ ein:

„Hurr, Hurr“!, und schon gings hinauf nach Alaska, dann hinab bis Feuerland, dann von der Ost- zur Westküste.

Williams befummelte Mia dabei ständig, geliebt haben sie sich dann immer im wunderbaren Wolken-Bett, welches dort und da zu finden war. Wolken gibt es ja überall.

Und ich als Historiker bin auch dem nachgegangen:

Die Eingeborenen Amerikas – ob nun Einwanderer oder Eingeborene – überliefern in dieser Zeit immer wieder einhellig seltsame Himmels-Erscheinungen.

Fest steht:

Hätten besonders die USA schon damals eine „Luftraum-Überwachung“ gehabt, dann wäre alles sehr schnell aufgeflogen.

Kurz danach passierten dann diese Morde in den USA, welche unaufgeklärt blieben, und Teil meiner Forschungsarbeit sind.

Die Augenzeugenberichte sind eigenartig:

Sie sahen eigentlich nur einen Mantel, einen Hut und eine Schusswaffe. Kein Gesicht, keine Beine. Danach knallte es und da war ein Toter. Hut, Mantel und Waffe fielen zu Boden, Dann Leere. Der alte Oberst Warner war das erste Opfer.

Alle anderen Opfer waren – wie Warner – von Schuld erfüllt. Sie hatten wie er damals Morde veranlasst oder begangen, in dieser oder jener Form. Sie waren im Frieden gleichgültig geworden oder blieben böse. Oder beides. Sie ließen eben irgendwann alles hinter sich und lebten weiter, inmitten der Gesellschaft. Wie Pflanzen, nicht wie Menschen.

Hut, Schusswaffe und Mantel wurden dann wie gesagt immer am Tatort aufgefunden. Und ein Zettel, wo stand „GR(= wohl „Ghost Rider“, Anm. D. Verf.) IS ON THE ROAD. REMEMBER 1862!“.

Es existiert nun ein längerer Abschiedsbrief von Mia, abgefasst vor ihrem tragischen Selbstmord, welcher bezeugt(oder zu bezeugen scheint), dass Williams gerade an dem Tag, als er in Dexter den Teufel selbst erschiessen wollte, und schon auf ihn anlegte, von diesem bösen G.Ott in einen Menschen zurückverwandelt wurde, und er so von zwei Wachpolizisten abrupt gleichzeitig in Kopf und Gesicht geschossen wurde. Eigentlich war sie es, welche damit den Blick auf Williams lenkte, welcher allerdings bereits längst tot und begraben war.

Doch – wie amtlich hinreichend bekannt war und ist – konnte diese männliche Leiche aufgrund der erlittenen Verletzungen nie identifiziert werden. Und Williams – tot und begraben - fiel ja für jeden normaldenkenden Menschen aus. War das also vielleicht ein Trittbrettfahrer?

Jedenfalls fiel Williams gewissermaßen aus dem „Körper-Identifizierungs-Programm“ als „Körper-Inhaber“ von vorn herein heraus. Der aufgefundene Körper blieb also „Un-Identified“ und wurde am „Friedhof der Namenlosen“ bestattet, ja, eigentlich verscharrt.

Gleichzeitig mit dem Tod von Mia hörten diese Mord-Anschläge unter dem Titel „GR IS ON THE ROAD. REMEMBER 1862!“ dann auch für immer auf.

Das alles reimt sich natürlich bei genauerer Betrachtung überhaupt nicht zusammen, aber vielleicht doch.

Doch mir als Historiker erscheint das alles letzten Endes als zuwenig brauchbar zu sein, um es einem breiteren Publikum vorzulegen.

Vor der (eventuellen!) Auffindung „Harter, stichhaltiger Fakten zum Problem“ masse ich mir kein Urteil an, schon gar keine Unterstellungen in dieser oder jener Hinsicht.