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>> EISENBAHNHAFEN KOPER.

 

Im slowenischen Koper(Capodistria) befindet sich ein hochmoderner und sehr erfolgreicher Eisenbahnhafen, dessen Gesamtumschlag im Jahre 2005 ca. 13 Millionen Tonnen betrug. Dies bedeutete eine Steigerung von 4 % gegenüber dem Vorjahr. Sein Hinterland wird durch folgende Staaten bzw. Regionen gebildet: Slowenien und das restliche Territorium des früheren Jugoslawien; Oberitalien, Süddeutschland, Österreich, Tschechien, Slowakei und Polen.(1)

Koper(Capodistria): Rechts die City, links die Hafenanlagen.

Copyright: Elmar Oberegger

Der Hafenplatz ist einerseits durch die Ende 2004 vollendete Autobahn und andererseits durch die bis 1967 errichtete, eingleisige „Koper-Bahn“(2) mit dem europäischen Verkehr verbunden. Der vorgesehene Doppelgleis-Ausbau der Eisenbahn wird vorerst nicht umgesetzt werden.

Koper galt bereits innerhalb der Donaumonarchie als schöne und „...gewerblich sehr regsame Stadt...“(3). Besondere Förderung wurde ihr allerdings nicht zuteil, war doch das österreichische Interesse ganz auf das nördlich gelegene Triest konzentriert.(4) Zu erwähnen wäre einzig die Errichtung der 76cm-Schmalspurbahn Triest-Parenzo(Porec), welche 1902 eröffnet wurde und Koper zum ersten Mal eisenbahnmäßig erschloß(1935 wurde diese übrigens aufgelassen).(5) Der Hafen blieb allerdings unausgebaut.

Bedeutenden Aufschwung nahm Koper erst nach dem Zweiten Weltkrieg: Triest war 1945 samt Umland von den Partisanen Titos besetzt worden(Zone „A“) und sollte der Republik Slowenien zugeschlagen werden. Doch dieses Gebiet mußte wieder geräumt werden. Somit verlangte Slowenien in den folgenden Jahren nachdrücklich die Errichtung eines neuen Eisenbahnhafens in Koper. Diese wurde schließlich 1957 beschlossen und bereits ein Jahr später konnte die „Ausbaustufe I“ dem Verkehr übergeben werden.(6)

Der Güterumschlag soll sich in der Folge höchst positiv entwickeln. Zwischen Januar 1960 und September 1963 kam es fast zu einer Vervierfachung(122.694 t-450.000 t) des Hafenverkehrs.

„Take off“ in Koper(ges. Hafenverkehr von Jan. 1960-Sept. 1963):

Nach: D.Matkovic, Der neue Überseehafen Koper., in: Der Donauraum 8 (1963), S. 301 f.

Triest fiel übrigens zwischen Januar und August des Jahres 1963 von 3,531.725 auf 3,260.041 Tonnen zurück.

Diese positive Entwicklung des neuen Hafens verlieh natürlich Slowenien gegenüber Beograd ein gewichtiges Argument hinsichtlich der Errichtung eines Eisenbahnanschlusses. Bis 1967 konnte dieser in der Tat realisiert werden(s.o.). Das nächste Ziel war nun die Anhebung des Hafenumschlags auf 2,5 Millionen Tonnen.(7)

Der Anteil des Hafens Koper am gesamten jugoslawischen Hafen-Transitverkehr stieg permanent an: Im Jahr 1983 steht Koper noch an 3., drei Jahre später bereits an 2. Stelle.

Nach: S.VASILJEVIC, Der Transitverkehr durch Jugoslawien und jugoslawische Seehäfen, Beograd 1984, S. 21. Ausgabe 1987: S. 14.

Nach dem Zerfall Jugoslawiens kam es zur Aufhebung der direkten Konkurrenz mit Rijeka. Slowenien stellte nämlich klar, daß es die Linien seines Eisenbahnsystems nun primär selbst benützen werde. Damit fiel für den Hafen Rijeka die wichtige Strecke Staatsgrenze-Pivka-Ljubljana weg, welche den Schlüssel für Österreich und Deutschland darstellt. Heute ist dieser deshalb fast völlig in Richtung Ungarn orientiert.

Hinsichtlich der Integration des Hafens Koper ins europäische Eisenbahnnetz ist besonders die bis 2001 hergestellte, via M.Sobota verlaufende Verbindungsstrecke zum ungarischen Netz vorteilhaft. Koper ist heute Anfangs- bzw. Endpunkt des „Adria-Ostsee-Korridors“(Koper-Divaca-Pivka-Ljubljana-M.Sobota-Hodos-Komárom-Danzig).(8)

 

Anmerkungen:

1) Mitteilung von Herrn Joachim Horvath(Österreichische Verkehrszeitschrift).

2) Vgl. dazu den entsprechenden Art. dieser Enzyklopädie.

3) Josef RABL: Illustrierter Führer auf der Tauernbahn und ihren Zugangslinien. -Wien/Leipzig 1906, S. 273. Vgl. dazu auch Alois LENZATTI: Tauernbahn-Führer. -Klagenfurt 1913(2), S. 92.

4) Vgl. dazu den Art. „Eisenbahnhafen Triest“ dieser Enzyklopädie.

5) Vgl. dazu den Artikel „Parenzo-Bahn“ dieser Enzyklopädie.

6) Vgl. Drago MATKOVIC: Der neue Überseehafen Koper. In: Der Donauraum 8 (1963), S. 301 f.

7) Vgl. MATKOVIC a.a.O., S. 302.

8) Vgl. dazu den Art „Adria-Ostsee-Korridor“ dieser Enzyklopädie.

 

Copyright: Elmar Oberegger 2006.