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>> TITOGRAD-BAHN.

 

Diese ca. 75 Kilometer lange Bahn nimmt im montenegrinischen Titograd - welches heute wieder „Podgorica“ genannt wird - ihren Ausgang und endet in der albanischen Stadt Shkodra. Von dort aus steht das gesamte Netz Albaniens offen. Ihre Bedeutung lag und liegt ausschließlich im Bereich des Güterverkehrs.

Die „Titograd-Bahn“ von Podgorica nach Shkodra:

Copyright: Elmar Oberegger

Als sich Albanien unter seinem kommunistischen Führer Enver Hoxha im Jahr 1978 vom bisherigen Verbündeten China aufgrund dessen aggressiver Indochina-Politik abwandte, stand es eigentlich ganz allein in der Welt. Vor diesem Hintergrund wurde der bereits 1973 gehegte Plan, eine Eisenbahnverbindung mit Jugoslawien herzustellen, erneut aufgegriffen. Im Frühjahr 1979 wurde die Errichtung der „Titograd-Bahn“ beschlossen. Deren Verwirklichung zog sich jedoch hin: Im Kosovo brachen nach dem Tod Titos albanische Unruhen aus. Der nunmehr schwächelnde jugoslawische Staat reagierte darauf höchst unfreundlich und legte das Projekt vorerst auf Eis.

Erst im Jahre 1986 konnte die neue Bahn eröffnet werden. Der jugoslawische Grenzbahnhof wurde in Tuzi(glz. Zollbahnhof), der albanische in Han i Hodit eingerichtet. Bajza wurde zum albanischen Zollbahnhof.(s. Karte)

Der Verkehr entwickelte sich höchst positiv: Noch bis zum ersten Halbjahr 1990 konnte der Güterverkehr gesteigert werden und betrug damals insgesamt ca. 170.000 Tonnen.

Der Zerfall Jugoslawiens brachte jedoch einen massiven Niedergang der Titograd-Bahn mit sich. Ende 1990 mußte der Verkehr gänzlich eingestellt werden, war die Strecke doch aufgrund Gleis-Diebstahls unterbrochen.

Erst Anfang 2003 konnte die Bahn wieder eröffnet werden. Im Folgejahr rollten schon wieder ca. 60.000 Tonnen Güter nach Albanien hinein.

Die Titograd-Bahn stellt für Albanien bis heute das einzige „Fenster zur Welt“ dar. Angesichts dessen, daß eine Schnellzug-Fahrt von Wien nach Tirana(via Budapest, Beograd) über 24 Stunden in Anspruch nehmen würde, ist davon auszugehen, daß die Bahn auch weiterhin eine Güter-Linie bleiben wird.

 

Quellen:

Art. „Albanische Eisenbahnen“ dieser Enzyklopädie.

BLEIMUTH Wolfgang: Aufnahme des Eisenbahngüterverkehrs mit Albanien. In: Unsere Bahn 2 (1986), S. 20.

GÜRSCH Gerhard: Mit Bus und Bahn durchs Land der Skipetaren. -München 1987.

Int. Eisenbahnarchiv L.K. Pernegger

ÖBB-Journal 7 (1979), S. 53.

ÖBB-Journal 1 (1986), S. 34.

ÖBB-Journal 2 (1986), S. 34.

 

Copyright: Elmar Oberegger 2006.