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>> WIEN-RAABER-EISENBAHNGESELLSCHAFT.

 

Das Netz der „Wien-Raaber-Bahngesellschaft“ ging von Wien aus und reichte einerseits bis Gloggnitz und Ödenburg(Sopron), andererseits bis Bruck a.d. Leitha. Von Mödling aus wurde eine Zweigbahn nach Laxenburg angelegt. Der ursprüngliche Plan, die Stadt Raab(Györ) zu erreichen, konnte allerdings nicht umgesetzt werden. Im Jahre 1855 wurde die Gesellschaft von der neu gegründeten „k.k. priv. Österreichische Staatsbahn-Gesellschaft“ aufgekauft.

Das Netz:

Copyright: Elmar Oberegger

Der Abschnitt Wien-Gloggnitz(1842) stellte den Grundstein der Eisenbahn nach Triest dar. Dort(bei Gumpoldskirchen) befindet sich auch der „Erste Eisenbahntunnel Österreichs“(165 m) durch den Katzbühel.

Das Unternehmen hatte stets Gewinn abgeworfen. Bedeutend war vor allem der Personenverkehr.

Im Zentrum der Entstehungsgeschichte steht der reiche Bankier und Wirtschaftsmann Georg Simon Freiherr von Sina, welcher grundsätzlich danach trachtete, von Wien ausgehende Eisenbahnlinien zu errichten, welche nach Süden, Südosten und Osten führen sollten. Damit wollte er folgende Ziele erreichen:

1) Herstellung einer modernen Verkehrsverbindung zwischen Wien und Ungarn.

2) Verbesserung des Kontaktes zum wirtschaftlich interessanten Wiener Becken.

3) Verbesserung des Kontaktes zur wirtschaftlich interessanten Obersteiermark.

Am 17. Februar 1836 suchte Sina zunächst nur um die Bewilligung von Vorarbeiten für folgende Linien an:

1) Wien-Bruck a.d. Leitha-Raab.

2) Wien-Wr. Neustadt-Raab.

Im April desselben Jahres erschienen Triestiner Geschäftsleute in der Hauptstadt und verlangten zur Attraktivierung ihres Hafenplatzes die Errichtung einer über den Semmering verlaufenden Eisenbahn von Wien nach Triest. Schließlich gelang es Sina, dieses Projekt an sich zu reißen und trat zu Beginn des Jahres 1837 an die Regierung heran. Er versicherte nachdrücklich, daß er imstande sei, die Umsetzung dieses Triester Projektes zu finanzieren. Dasselbe gelte auch hinsichtlich einer Wien-Budapester-Bahn. Ferner bat Sina darum, die Triester Linie „Kaiser Ferdinands-Südbahn“ nennen zu dürfen.

Solche Machtfülle gestand ihm aber die „Höfische Gesellschaft“ nicht zu und wies ihn mit Entschiedenheit in die Schranken: Im Januar 1838 erhielt er nur eine „vorläufige Baubewilligung“ für die Linien Wien-Bruck a.d. Leitha/Wr. Neustadt-Raab samt Zweigbahnen(u.a. nach Gloggnitz). Ferner wurde klargestellt, daß seine Gesellschaft - im Unterschied zur Nordbahn - kein „ausschließliches Privilegium“ erlangen würde. Der Staat behielt sich also das Recht vor, anderen Gesellschaften die Errichtung von „Konkurrenzlinien“(gleiche Richtungen, gleiche Endpunkte) zu gestatten bzw. solche selbst auszuführen. Darüberhinaus gestand man Sinas Unternehmen nur den schlichten Namen „Wien-Raaber-Bahngesellschaft“ zu.

Sinas Projekt befand sich also auf höchst unsicherem Terrain. Dazu trat noch der negative Umstand, daß diesem mächtige Kreise in Ungarn feindlich gegenüberstanden, welche ihrerseits eine Eisenbahnverbindung mit Wien herstellen wollten. So kam es, daß die Raaber Projekte zunächst zurückgestellt und am Ende nur in höchst rudimentärer Form verwirklicht wurden(s. Karte).

Der Bahnbau der „Wien-Raaber-Bahn“ - welche eigentlich letzten Endes eine „Ostbahn“ hätte darstellen sollen - konzentrierte sich somit vorwiegend auf den Süden. Bis 1842 war die Strecke Wien-Gloggnitz vollendet. Von den Raaber Projekten wurde die Gesellschaft schließlich offiziell entbunden und mußte daraufhin den neuen Namen „Wien-Gloggnitzer-Eisenbahngesellschaft“ annehmen. Nachdem jedoch die Realisierung des ungarischen Projektes(„Ungarische Zentralbahn“) auf sich warten ließ, konnte Sina weitere Konzessionen erheischen. Zwischen 1845 und 1847 wurden folgende Linien dem Verkehr übergeben:

1) Mödling-Laxenburg (bis 1845).

2) Wien-Bruck a.d. Leitha (bis 1846).

3) Wr. Neustadt-Ödenburg (bis 1847).

Damit hatte das Netz seine größte Ausdehnung erreicht.

Im Jahre 1853 kaufte der Staat zur Vervollständigung seiner Südlinie nach Triest bzw. Oberitalien den Gloggnitzer Abschnitt auf. Daraufhin erhielt die Gesellschaft ihren ursprünglichen Namen zurück und ferner die Konzession für eine Bahn von Bruck a.d. Leitha nach Raab, samt Fortsetzungslinie bis Uj Szöny.

Dieses Projekt wurde aber erst unter der Ägide der 1855 neu konzessionierten „k.k. priv. Österreichische Staatsbahn-Gesellschaft“(s.o.) vollendet. Am 10. August 1856 konnte die Linie Bruck a.d. Leitha-Raab-Uj Szöny dem Verkehr übergeben werden.

Sina war übrigens selbst Konzessionär der neuen Gesellschaft. In der Folge wirkte er tatkräftig im Verwaltungsrat.

 

Quellen:

Art. „Österreichisch-ungarische Staatseisenbahngesellschaft, priv.“. In: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. Hrsg. v. Victor Röll. -Berlin/Wien 1912 ff.

Art. „Österreichisch-Ungarische Staatseisenbahn-Gesellschaft“. In: Zur Eisenbahngeschichte des Alpen-Donau-Adria-Raumes. Hrsg. v. Elmar Oberegger. -Internet 2006.

Art. „Ostbahn“. In: Zur Eisenbahngeschichte des Alpen-Donau-Adria-Raumes. Hrsg. v. Elmar Oberegger. -Internet 2006.

DIETRICH Herbert u.a.: Die Südbahn und ihre Vorläufer. -Wien 1994.

 

Copyright: Elmar Oberegger 2006.